Die Bauindustrie ist weltweit für rund 40% aller CO2 Emissionen verantwortlich. Das nachwachsende, CO2-speichernde Holz kann als Baumaterial Abhilfe schaffen. Damit mehr Holz verbaut wird, braucht es neue finanzielle Anreize und Finanzprodukte für Immobilieninvestoren, Bau und die Wald- und Holzindustrie.
Eine der einfachsten, skalierbarsten und kostengünstigsten Lösungen, um mehr CO2 permanent zu speichern, ist der Holzbau: Mit der hohen CO2-Absorptionsrate und dem zusätzlichen Holzerntepotenzial von 2,8 Mio. m3 pro Jahr kann der Schweizer Wald rund 1,1 Mio. m3 Massivholz für die Schweizer Bauwirtschaft als Alternative zu emissionslastigem Stahl oder Beton bereitstellen. Damit können pro Jahr 1,1 Mio. Tonnen CO2 langfristig in Gebäuden gespeichert und gleichzeitig Emissionen durch den Ersatz von Beton und Stahl vermieden werden. Natürlich ohne Reduktion der Waldfläche und mit gleichzeitigem Erhalt und Pflege unserer Wälder!
Die Schweiz hat im Vergleich zu Europa und Nord Amerika eine sehr hohe Holzbauquote von rund 15%. Das Potential für Holzbauten ist aber massiv höher. Warum wird es nicht ausgeschöpft?
Weitere Reduktion finanzieller Barrieren
Eine der relevanten Barrieren, die Immobilieninvestoren davon abhält vermehrt mit Holz zu bauen, sind die Kosten: 9 von 10 institutionellen Immobilienentwickler und -investoren sind noch nicht bereit, die höheren Kosten von rund 10% insbesondere für Schweizer Holz in Kauf zu nehmen. [1] Und greifen darum auf konventionelle (klimaschädliche) Baumaterialien wie Beton und Stahl zurück.
Die Lösung – ein CO2-Zertifikat
Die Timber Finance Initiative (TFI) – 2021 in Zürich gegründet – hat sich zum Ziel gesetzt, diese finanzielle Barriere zu entschärfen: Wir entwickeln aktuell das weltweit erste, handelbare CO2-Speicherzertifikat für den Holzbau. Mit einer internationalen Arbeitsgruppe von Experten verfassen wir eine globale CO2-Methodologie als Grundlage für CO2-Speicherzertifikate und erstellen parallel eine Schweizer Projektpipeline von zertifizierbaren Holzbauten. Die Methodologie soll 2023 von einem der höchsten internationalen Klimastandards anerkannt werden. Mit dem Holzbau CO2-Speicherzertifikat sollen nicht nur ein grosser Teil der Mehrkosten des Holzbaus ausgeglichen, sondern auch gleichzeitig die Waldbesitzer für ihre nachhaltige Waldbewirtschaftung und für höhere Holzerntekosten – beispielsweise in schwierigen Lagen – entgolten werden. Denn wenn nicht mehr (Schweizer) Holz aus dem Wald kommt, kann auch nicht mehr verbaut werden.
Die CO2-Märkte boomen
Die TFI Zertifikate werden in den CO2 Märkten an Netto Null verpflichtete Unternehmen verkauft, die damit ihre Restemissionen kompensieren. Die CO2-Märkte boomen in der Schweiz und international vor allem dank der Carbon Dioxide Removal (CDR) Projekte. In diesen Projekten wird CO2 aus der Atmosphäre gezogen und für möglichst 100 Jahre gespeichert. Bevor der Schweizer Ingenieurholzbau dort partizipieren kann, muss er allerdings noch eine Voraussetzung erfüllen: Er muss von den relevanten fachpolitischen Organen final als Speichertechnologie und sogenannte Negativemissionstechnologie (NET) anerkannt werden. Alle Zeichen sprechen dafür, dass wir auf dem richtigen Weg sind: Im Juli dieses Jahres hat auch der Climate Council der Vereinten Nationen (UNFCCC) «Timber in Construction»[2] als CO2-Speichertechnologie in seine offizielle Nomenklatura mitaufgenommen. Auch der Bundesrat sieht in seinem Bericht «CO2-Abscheidung und Speicherung (CCS) und Negativemissionen (NET) vom Mai 2022 die CO2-Speicherung im Holzbau[3] vor. Die Schweiz hat eine grossartige Chance mit ihren Wäldern und dem herausragenden Schweizer Ingenieurholzbau international weiterhin eine führende Rolle zu spielen.
Über die Timber Finance Initiative
Die Timber Finance Initiative (TFI) wurde 2021 in Zürich gegründet und bietet Kunden und Mitgliedern aus der Wald-, Immobilien-, Holzindustrie und Finanzbranche Zugang zu Finanzierungen, Investitionsmöglichkeiten, CO2-Zertifikaten, Holzbeschaffung und Bauherrenberatung. |
Das CO2-Speicherzertifikat in Kürze
Das geplante CO2- Speicherzertifikat der Timber Finance Initiative soll eine Branchenlösung sein und mittelfristig bestehende Sektorlösungen im Wald oder in der Industrie ersetzen oder ergänzen. Es soll die Klimaleistung der Waldwirtschaft (Waldbewirtschaftung) sowie der Bauherren (Investitionsentscheid) abgelten und dadurch die Nachfrage nach Schweizer Holz begünstigen, wovon die ganze Schweizer Holzindustriekette profitiert. Damit könnte die Schweizer Wald- und Holzbranche wieder gemeinsam am CO2-Markt auftreten. |
Autor: Thomas Fedrizzi ist Co-Founder der Timber Finance Initiative und Frank Vasek ist Experte im Bereich Carbon Finance und leitet das TFI Timber Carbon Capture and Storage Projekt. |
[1] Holzbaukennzahlen für Investoren – Wüst und Partner,
[2] https://unfccc.int/sites/default/files/resource/a64-sb001-aa-a05.pdf
[3] https://www.newsd.admin.ch/newsd/message/attachments/71551.pdf