In diesem Interview spricht Timber Finance mit Herrn Rhomberg, dem Geschäftsführer der Rhomberg Gruppe in vierter Generation, der die Bauindustrie dazu aufruft, ihre Denkweise zu ändern. Seine Vision, Hochhäuser aus Holz zu errichten, entspringt einer tiefen Überlegung zur Nachhaltigkeit und einem klaren Bewusstsein für die dringenden Herausforderungen unserer Zeit.
Herr Rhomberg, Sie sind Geschäftsführer der Rhomberg Gruppe in vierter Generation und fordern Ihre Branche auf, umzudenken. Sie schreiben, dass das Ergebnis Ihrer Überlegungen zum Thema Nachhaltigkeit war, Hochhäuser aus Holz zu bauen. Können Sie uns diesen Gedankengang etwas erläutern?
Die Initialzündung kam mit der Übernahme der Geschäftsführung von meinem Vater Walter-Heinz Rhomberg 2002. Da stellte ich mir eine Frage: Will ich diese Möglichkeit, diese Chance nutzen, um wirklich etwas zu bewegen? Will ich einen Unterschied machen?
Dazu muss man wissen, dass Rhomberg als Bauunternehmen in einer Branche tätig ist, die damals – und übrigens leider heute noch immer – rund 40 Prozent aller Ressourcen verbraucht und für rund 40 Prozent des Abfallaufkommens und 60 Prozent der Transportbewegungen weltweit verantwortlich ist. Umso sinnvoller war es, hier tätig zu werden.
Und umso schneller war auch die Richtung klar, in die es gehen musste: Elementiertes, systematisiertes Bauen mit viel Vorfertigung und mit Holz als zentralem Rohstoff.
Die Gründe dafür sind einfach: Holz ist schlichtweg der nachhaltigste aller Baustoffe – er wächst nach, ist fast überall auf der Welt lokal verfügbar, zu 100 Prozent recyclierbar und, ganz wichtig, der effizienteste CO2-Speicher der Welt. Kombiniert mit den Vorteilen von Vorfertigung und Systematisierung, vor allem bei der Reduktion von Materialeinsatz sowie Lärm- und CO2-Emissionen, bringt Holz den Bau umwelt- und klimatechnisch vollends auf ein neues Level.
Mein nächstes Ziel ist es übrigens, gar nicht mehr neu zu bauen. Stattdessen fokussiere ich mich verstärkt auf Nachverdichtung, Umnutzung sowie die Bebauung bereits versiegelter Flächen.
Welche Herausforderungen müssen wir angehen – als Gesellschaft und als Bauindustrie – damit Ihre Visionen von Holzhochhäusern breit umgesetzt werden können?
Wir müssen weg vom Silodenken und der Attitüde «Wissen ist Macht». Erfolg haben wir nur, wenn wir bereit sind, unser Wissen zu teilen und voneinander zu lernen. Mit CREE Buildings haben wir uns bereits auf den Weg gemacht: Unser internationales Baukollektiv setzt auf bewährte, reproduzierbare und sich ständig weiterentwickelnde Lösungen für mehrstöckige Holz-Hybridgebäude – und dabei auf Knowledge Sharing sowie die kollaborative CREE Plattform.
Gibt es Instrumente (z.B. Bessere Information, Subventionen, Steuern, Regulierung von Gebäudeemissionen, CO2 Zertifikate, etc.) sind aus Ihrer Sicht sinnvoll um die Transformation des Gebäudesektors voranzutreiben?
Absolut. Es gibt ja schon heute sehr viele, sehr gute Lösungen, mit denen wir nachhaltig, ressourceneffizient und umweltfreundlich(er) bauen. Das Wissen und die Technologien sind da! Denken wir nur an das Plusenergie-Haus. Die Frage ist: Warum gibt es das nicht flächendeckend?
Dazu muss die Politik definitiv die richtigen Anreize setzen, etwa mit der Erhöhung des CO2-Preises und Förderangeboten für Sanierungen. Aber auch die Baubranche selbst kann und muss aktiv werden. Wir brauchen keinen Impuls von außen! Beispiel Exnovation: Wir müssen uns viel frühzeitiger von Produkten, Bauweisen und Arbeitsabläufen verabschieden, die nicht mehr ökologisch verträglich ist.
Woher nehmen Sie Ihre Motivation für all Ihren beruflichen Einsatz?
Wie eingangs erwähnt: Ich möchte einen Unterschied machen. Mein Antrieb ist es, meinen Kindern eine Welt zu hinterlassen, die noch genauso lebenswert ist wie die, die wir von unseren Eltern geerbt haben. Das ist echte Nachhaltigkeit.
Was motiviert Sie bei der Timber Finance als Senior Advisor einzusteigen?
Wir verfolgen die gleichen Ziele und haben die gleiche Motivation – über die Relevanz von Kollaboration und Sharing haben wir uns ja schon unterhalten. Zudem habe ich mit Rhomberg Ventures, das auch in CREE Buildings investiert ist, selbst schon die Lücke zwischen Investoren und nachhaltigen Unternehmen, unter anderem der Holzindustrie, geschlossen.