Öffentliches Bauen mit Schweizer Holz
Immer mehr Kantone, Städte und Gemeinden beabsichtigen im Zuge ihrer Klimastrategien und Netto-Null-Erklärungen im Hoch- und Tiefbau mit Holz zu bauen. Dies insbesondere, wenn sie eigenen Wald bewirtschaften oder mit Waldkorporationen eng verbunden sind. Hierzu haben sie Merkblätter und Empfehlungen editiert. In den meisten Behörden erfolgt das Bauen mit Holz bei eigenen Bauten noch fallweise und ist noch wenig operationalisiert und standardisiert in den gesamten Planungs- und Beschaffungsprozess eingebaut, weshalb die Kollateralkosten noch relativ hoch sind. Hohe Holzbauquoten werden nachweislich dort erreicht, wo die Baudirektionen eine detaillierte Holzbaustrategie und einen standardisierten Beschaffungsprozess als Teil der übergeordneten Klimastrategie definiert und implementiert haben. Hat die Stadt oder Kanton selber Wald, gilt es, die Verwaltungsabteilungen «Immobilien» und «Wald» diesbezüglich durchlässig zu machen, was noch nicht überall gegeben ist.
Die neuerdings vom Klima her geführte Holzbaudebatte konzentrierte sich selbst bei Schweizer Waldeigentümer und Behörden mit eigenem Holz bislang auf «Bauen mit Holz», unabhängig davon, woher das Holz kommt. Es hat sich gezeigt, dass von der Bauindustrie als Argumente gegen Schweizer Holz der Preis, die kompliziertere Beschaffung oder die Holzqualität vorgetragen werden, wie kürzlich in der Züricher Gemeinde Feuerthalen bekannt wurde.
Neue KBOB Beschaffungsrichtlinien
Mit den neuen KBOB Beschaffungsrichtlinien hat sich seit 1.1.2021 das Argument der Wettbewerbskompatibilität bei richtiger Anwendung verflüchtigt und bietet der öffentlichen Hand gute und widerspruchsfreie Möglichkeiten für die Ausschreibung und Vergabe in Schweizer Holz. Eine Einbettung in eine Klima- und Holzbaustrategie ist dabei behilflich. Auch Ausschreibungen mit eigenem Holz sind dank der neu möglichen, volkswirtschaftlichen Gesamtbetrachtung und diversen anderen Vergabekriterien möglich.
Das Problem hat sich dadurch bei grösseren Bauten ab c.a. 5’000m3 mit langen Vorlaufzeiten vom Wettbewerbsrecht weg, hin zur Sicherstellung, Finanzierung und Standardisierung der Schweizer Lieferkette Wald-Bau verschoben, wofür neue Instrumente und Ansätze zu entwickeln und implementieren sind. An sich keine neue Erkenntnis, aber in der aktuellen Lage dringender denn je, weshalb sich Innovatoren aus der Schweizer Wald- und Holzindustrie im Rahmen der «Timber Finance Initiative» mit Supply Chain- und Finanzspezialisten organisiert haben, um Bauherren in der Ausschreibung und Beschaffung von Schweizer Holz für grössere Projekte die notwenige Sicherheit in Preis und Zeit garantieren zu können.
Schweizer Holz war je nach Sortiment bis zur Preishausse in 2021 pro m3 verleimtes Holz tatsächlich etwas teurer als Importware, weshalb ¾ des konstruktiven Leimholzes, insbesondere Standardware aus dem Ausland kommt. Dies obwohl das Holznutzungspotential in der Schweizer erst zu 50% ausgeschöpft ist. Gesamtwirtschaftlich haben die Berechnungen jedoch gezeigt, dass die Gesamtwertschöpfung einer Organisationseinheit wie die Schweiz, ein Kanton oder eine Stadt, die sowohl eigenes Holz wie auch als Bauherr eigene Holzbauten in Auftrag geben, bei der Verwendung von Schweizer Holz deutlich höher ist.
Preisstabilität und Lieferketten
Mit der Preisexplosion von 2021 kommt ein weiterer Faktor zur Nutzung des eigenen Holzes dazu: Die Preisstabilität. Die Preishausse wird nicht vom Wald, sondern vom (internationalen) Handel getrieben, was die Holz-Futures-Kontrakte zeigen, die international einer Verfünffachung gleichkommen, wovon aktuell nur rund Fr. 20.-/m3 im Schweizer Wald (20%) landen. Der Wald treibt die Holzpreise nicht an. Bauherren mit eigenem Wald sollten von der Preisstabilität profitieren und fahren aktuell mit Schweizer Holz sogar preiswerter, sofern sie über eingespielte Lieferketten verfügen. Denn aktuell werden von der Schweizer Holzindustrie mehrheitlich nur langjährige «Schweizer-Holz-Stammkunden» bedient. Auch ein Grund, für eigene Bauten eine konstante Lieferkette auf eigenem Holz aufzubauen und zu pflegen.
Als weiterer Faktor zugunsten Schweizer Holz kommt hinzu, dass neuste Studien zeigen, dass der ökologische Fussabdruck mit Schweizer Holz in allen Parametern rund die Hälfte gegenüber Importholz beträgt.
Last but not least zeigen aktuelle Holzbaukennzahlen und Kostenvergleiche des führenden Schweizer Immobilienspezialisten WüstPartner, dass Holzbauten bei deutlich geringerer Streuung nur rund 5% teurer sind als herkömmliche Baumethoden. Darin nicht eingerechnet sind die schnellere Bauzeit, Vermietbarkeit, höhere Kostensicherheit, höhere Nettomieten, Wohnlichkeit, Image etc., alles Faktoren, die Holzbauten bei richtiger Planung sogar leicht preiswerter machen